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5 KI 0361 21.Okt 2005 MUSIK OPER KINDER MOZART PREMIERE WIEN
KRITIK
Wie Mozart in die
Schule kam: Kinderoper Papageno Utl.: Singspiel für Kinder
tourt durch den deutschen Sprachraum (Von Judith Helmer/APA) =
Wien (APA) - Opernsänger haben bei Sechs- bis Zwölfjährigen
normalerweise kein besonders gutes Standing. Schrill und
verstaubt, eine Lachnummer. Gelacht wurde auch in der Premiere
von "Wie kommt Mozart in die Kugel?" der Kinderoper
Papageno im Dschungel Wien, heute, Freitag, viel, allerdings
nicht über, sondern mit den Sängern. Die wichtigsten Stationen
in Wolfgang Amadeus Mozarts Leben, dazu noch ein "Don
Giovanni" in zwanzig Minuten - mit wenigen Mitteln bietet
die wandernde Operntruppe ihren jungen Besuchern so einiges. Von
Flensburg bis Südtirol tourt die Kinderoper Papageno aus Wien
durch Schulen im deutschen Sprachraum und bringt es mit einem
Ensemble von rund 40 Sängern auf insgesamt 1.000 Vorstellungen
jährlich - was bei je rund 150 Schülern die beachtliche
Zuschauerzahl von 150.000 Kindern ergibt. Besonders gefragt war
schon vor der heutigen Premiere die anlässlich des
Mozart-Jahres 2006 entwickelte Mozart-Produktion, die sich an
Schüler der 1. bis 6. Schulstufe wendet. Dazu gibt es noch zwei
Mozart-Workshops. Ein paar Arien, eine große Requisitenkiste
und drei bewundernswert flexible junge Opernsänger: damit
bestreitet die Kinderoper eine kurzweilige Stunde
Mozart-Nachhilfe. Ein Schüler wird mit weißem Perückenzopf
zum lieblichen Wunderkind, das seiner Lehrerin, die die Maria
Theresia gibt, auf den Schoß hupfen darf. Ansonsten kennt die
Inszenierung von Peter Pacher, der das Stück auch geschrieben
hat, die üblichen Kniffe, um das junge Publikum bei der Stange
zu halten: da plumpsen Koffer auf Zehen, in einer Kissenschlacht
fliegen die Fetzen, und die Akteure beschimpfen sich
wutschnaubend der Unfähigkeit - zur Gaudi der Kinder. Nebenbei
fallen Lebensdaten und die üblichen Klischees zum Leben Mozarts
- so viel hätte der Musikunterricht auch alleine geschafft. Der
Verdienst dieser Truppe ist ihre schwungvolle Art, Schwellenängste
einfach wegzuspielen. Ein Sopranistin ist plötzlich nicht mehr
eine unerträglich hoch trällernde Diva, sondern eine
lebenslustige, sympathische Person, die nahtlos vom Erzählen in
die schönsten Mozart-Arien verfallen kann, ohne dass es
peinlich ist. Nicht mal für Zwölfjährige.
(S E R V I C E -
"Wie kommst Mozart in die Kugel?", Kinderoper
Papageno. Premiere am 21. Oktober im Dschungel Wien, danach
Tournee durch Österreich und Deutschland. Kontakt: 01 / 31 79
025 oder http://www.kinderoper.at) (Schluss) juh/aku APA383
2005-10-21/13:23 211323 Okt 05 |